BUSINESS IM REVIER – mibostahl

Entwickeln und erklären

Seit 30 Jahren entwickelt mibostahl Entriegelungswerkzeuge für die Automobilindustrie. Dank treuer Kunden ist das Unternehmen im November 2010 erstarkt aus der Insolvenz hervorgegangen.

Mibostahl-Geschäftsführer Axel Giershausen und Assistent Managing Director Muratya Ucar im Gespräch mit dem Revier Manager.

Bei der Konfektionierung, also dem Zusammenführen komplexer Kabelstränge, passiert es immer wieder: Kabelverbindungen werden falsch gesteckt. Ohne Spezialwerkzeuge lassen sich diese modernen Steckverbindungen nicht mehr lösen, ganze Kabelstränge müssten entflochten und neu zusammengesetzt werden. In Zeiten der modernen Just-in-Time-Produktion ein fatales Szenario. Waren es vor 30 Jahren noch 15 verschiedene Werkzeuge, sind es heute über 700, Tendenz steigend.

„Betrachten Sie diese ‚Pommesgabel‘ hier“, illustriert mibostahl-Geschäftsführer Axel Giershausen und zeigt ein überaus filigran gefertigtes Entriegelungswerkzeug, das tatsächlich stark an eine Pommesgabel erinnert. „Einmal falsch oder mit zu viel Druck angesetzt – schon ist das Werkzeug ruiniert – und die falsch gesteckten Verbindungen müssen zerstört und neu gelegt werden. Produktionsverzögerungen sind unvermeidbar.“ Aus diesem Grunde verwendet mibostahl nur die besten Stähle und setzt an vielen Stellen auf hochqualifizierte Handarbeit. „Die Qualität, wie sie von den überaus sicherheitsbewussten Akteuren der Automobilindustrie vorausgesetzt wird, können wir nur mit der eigenen Produktion hier vor Ort in Gevelsberg gewährleisten“, sagt Giershausen. Die Zertifizierung nach DIN ISO 9001:2008 erklärt sich da fast von selbst.

Stark in Entwicklung und Service

Entwickeln Automobilhersteller und Kabelkonfektionäre neue Kabelstränge und Verschlusssysteme, so arbeiten sie oftmals von Anfang an eng mit mibostahl zusammen. Hierbei geht es nicht nur darum, neue Entriegelungswerkzeuge zu entwickeln, sondern auch darum zu bestimmen, welche Entriegelungswerkzeuge an welcher Stelle benötigt werden. Die Mitarbeiterinnen der Kabelkonfektionäre bekommen Schulungsvideos mit an die Hand, die erklären, wie sie die Steckverbindungen lösen können. Oder sie lesen es in umfangreich bebilderten Katalogen nach. „Dieser Service unterscheidet uns von vielen anderen Herstellern“, sagt Muratya Ucar, Assistent Managing Director bei mibostahl. „Ohne eine gute Anleitung können Sie mit den Entriegelungswerkzeugen nur wenig anfangen. Außer vielleicht … Pommes essen.“

Gestärkt aus der Insolvenz

Gegründet wurde mibostahl 1982 durch Harmannus Bouwmann in Witten, der sich als erster professionell mit der zerstörungsfreien Entriegelung von Kontaktsteckern beschäftigte.

Im Januar 2010 kam Axel Giershausen als neuer Geschäftsführer in das Unternehmen, nachdem er zuvor 20 Jahre lang bei BOSCH/Marconi gearbeitet hatte, die letzten zehn Jahre davon als Projektmanager im Bereich Nachrichtentechnik für den Kunden RWE in Essen und Dortmund.

Schnell war klar, dass sich das Unternehmen zu dem damaligen Zeitpunkt nicht fortführen ließ. Die Insolvenzanmeldung war unumgänglich. Die Insolvenzanmeldung erfolgte im September 2010 und bereits am 2. November 2010 konnte Giershausen als neuer Eigentümer das Unternehmen vom Insolvenzverwalter übernehmen. Ab dem 1. Januar 2013 firmiert mibostahl wieder als GmbH. „Die Insolvenz haben wir in gerade einmal zwei Monaten hinter uns gebracht“, erläutert Giershausen. „Wir mussten keine Mitarbeiter entlassen und konnten unsere Kunden durchgängig beliefern. Das Beste: Durch die Insolvenz haben wir keinen einzigen Kunden verloren. Vielen Dank hierfür!“

In jüngster Zeit konnten sogar mehrere wichtige Kunden mit hinzugewonnen werden, darunter Hyundai, Leoni und Volvo. Auch das Auslandsgeschäft wird zurzeit kräftig ausgebaut. Wachstum verspricht sich Giershausen insbesondere von den Märkten in Nordamerika, Russland, Indien und der Türkei. In Nordafrika ist das Unternehmen bereits stark vertreten – hier sind 18 der rund 180 Kunden des Unternehmens ansässig.

Einen zusätzlichen Schub bekommt das Geschäft durch die zunehmende Marktreife von Hybrid- und Elektroautos. Schließlich wird hier mit Hochspannung gearbeitet, was vollkommen neue Stecker und somit Entriegelungswerkzeuge erfordert. „Die Aussichten sind gut“, sagt Giershausen. „Jetzt kommt es darauf an, was wir daraus machen.“